Ostersonntag 2020   Auferstehungsgeschichte

Christus ist auferstanden. Das ist die Botschaft, die an diesem Tag rund um den Globus geht, das ist die Botschaft, die heute alle, die sich Christen nennen, auf der Welt verbindet. Der tote Jesus ist wieder lebendig.  Christus ist in einem ganz bestimmten Augenblick der Geschichte auferstanden, aber er wartet noch darauf, in der Geschichte unzähliger Menschen aufzuerstehen. Was das bedeutet?

Ich möchte euch heute ein paar Geschichten erzählen, die für mich die Geschichten der Auferstehung sind. Sie zeigen, wie Christus in unserer, durch das Coronavirus getroffenen Welt, im Leben einiger Menschen auferstanden ist.

Die erste Geschichte handelt vom 34-jährigen chinesischen Arzt Li Wenliang. Er war der erste Arzt, der vor dem neuartigen Coronavirus die Regierung und die Medien gewarnt hat. Deshalb wurde er sogar von der chinesischen Regierung bestraft. Er hat sich im Kampf gegen das Virus selbst angesteckt und ist im März gestorben. Jetzt wird er in China als „Held“ bezeichnet. Was wir aber in den Medien nicht hören und lesen konnten, ist, dass dieser Arzt zur katholischen Kirche gehörte, was in China aufgrund der Verfolgung der Christen etwas Besonderes ist.  Der christliche Glaube – wie er das in seinem Testament geschrieben hat, hat ihm Mut gegeben für die volle Hingabe, für die Rettung der anderen Menschen.+

Eine andere Auferstehungsgeschichte erzählt vom 72- jährigen italienischen Priester Giuseppe Berandelli. Bei seiner seelsorglichen Arbeit hatte er sich mit dem Coronavirus infiziert. Sein schlechter gesundheitlicher Zustand machte es notwendig, dass er an einen Respirator angeschlossen werden sollte. Er verzichtete auf dieses Beatmungsgerät und bat die Ärzte, es jemandem Jüngeren zu geben. „Der braucht es sicher dringender als ich“– waren seine Worte. Ein paar Tage später verstarb er an dieser Krankheit. In Italien sind mittlerweile schon über 100 Priester gestorben und mehr als 20 Ordensschwestern, die als Krankenschwestern gearbeitet haben.

Die nächste Auferstehungsgeschichte ist die Geschichte von Julian Urban, einem 38 -jährigen Arzt aus der Lombardei.  Im Internet kann man seine Worte finden. Er hat geschrieben: „Vor zwei Wochen waren meine Arztkollegen und ich Atheisten. Und das war normal. Ich habe oft darüber gelacht, wenn meine Eltern in die Kirche gegangen sind.  Aber was ich in den letzten Wochen gesehen habe, hat mich zu- tiefst erschüttert. Das war ein Alptraum. Wenn wir so viel Leid und Tod sehen, wie kann man funktionieren und den Leuten helfen? Ich habe in unserem Krankenhaus einen kranken Pastor gesehen,der Atemprobleme hatte. Er ist jeden Tag zu den kranken, sterbenden Patienten gegangen, er hat ihre Hand gehalten und ihnen aus der Bibel vorgelesen. Mit Ruhe und Gelassenheit.  So wurde mir bewusst, dass ich Gottes Hilfe brauche, dass ich ohne Gott nicht leben, nicht arbeiten, nicht Hilfe bringen kann. Ich, der Atheist, bete jetzt mehrmals täglich und freue mich, dass ich in dieser Zeit des Schreckens zu Gott zurückgekommen bin.  

Das sind nur drei Auferstehungsgeschichten aus unserer Zeit. Es gibt sicher viele mehr. Diese Beispiele sind Auferstehungs-geschichten, weil Menschen es erlaubt haben, dass Christus in ihrem Leben aufersteht.  Wo immer ein Herz den Egoismus überwindet und sich in einer Geste der Liebe zu einem Bedürftigen zeigt, steht Christus auf.  Wo immer in echtem Einsatz für Gerechtigkeit ein wahrer Friedenswille sich zeigt, weicht der Tod zurück und setzt sich das Leben Christi durch. Wo immer einer stirbt, der glaubend, liebend, leidend gelebt hat, dort feiert die Auferstehung Christi ihren endgültigen Sieg. Zu diesem Sieg sind wir alle berufen. Wir alle können Menschen sein, in denen Christus aufersteht. Dazu lädt er uns ein. Dazu stärkt er uns mit seiner Gnade.