Palmsonntag 2020

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

 

In jener Zeit ging Jesus nach Jerusalem hinauf.

Als er in die Nähe von Betanien kam, an den Berg, der Ölberg heißt, schickte er zwei seiner Jünger voraus und sagte: Geht in das Dorf, das vor uns liegt. Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr dort einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los, und bringt ihn her! Die beiden machten sich auf den Weg und fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte. Dann führten sie ihn zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier und halfen Jesus hinauf. Während er dahinritt, breiteten die Jünger ihre Kleider auf der Straße aus.

Als er an die Stelle kam, wo der Weg vom Ölberg hinabführt, begannen alle Jünger freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Wundertaten, die sie erlebt hatten. Sie riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Herrlichkeit in der Höhe!

Evangelium unseres Herrn Jesus Christus

 

Der Palmsonntag ist das Eingangstor in die Hl. Woche, in die Karwoche. Ich denke - bis jetzt war Palmsonntag für uns nur das Signal, dass wir nach ein paar Tagen ein großes Fest feiern. Schöne Tage mit gutem Essen, zumeist im Kreise der Familie.

 

Dass wir in der Karwoche das höchste religiöse Fest feiern,

das war leider nicht mehr vielen Menschen bewusst. Auch für uns Christen sind diese Tage Routine geworden. Wir haben gefeiert, was wir gewohnt waren zu: vielleicht Palmzweige segnen oder Osterspeisen.

Es gab aber so viele Freizeitangebote in diesen Tagen, dass wir für das Feiern in der Kirche fast keine Zeit mehr hatten.

 

Und plötzlich sehen diese Tage nicht so freudig aus. Gasthäuser und Heurigen sind zu, unsere Freunde und teilweise die Familie können wir auch nicht treffen. Vielfach sehen Eltern nicht einmal ihre eigenen Kinder. In einigen Familien besteht berechtigte Angst, weil da jemand krank ist, oder die Familie trauert, weil jemand gestorben ist.

Bei uns in Österreich spüren wir das nicht so schmerzhaft wie die Menschen in Italien oder Spanien.

Auch wenn jemand an dem Gottesdienst teilnehmen will, kann er nicht in der Kirchen in der Gemeinschaft mitfeiern. Papst Franziskus wird heuer, das erste Mal in der Geschichte der Kirche, die Liturgie der Karwoche allein feiern, in der versperrten Basilika.

 

Woanders habe ich den Satz gelesen: „Es gibt im Leben keinen Zufall, es gibt nur Zeichen“.  Das Coronavirus ist für mich

 ein Zeichen. Und ich frage mich, was will es mir sagen? Was will mir Gott durch dieses Zeichen sagen? Wie soll ich es in meinem persönlichen und religiösen, priesterlichen Leben deuten, interpretieren?

 

Papst Franziskus hat vor einer Woche gesagt: „Verliert diese Zeit nicht.“ à Im Sinne von: Nutzt diese Zeit! Ich denke jedoch, wir verlieren diese Zeit, wir übersehen dieses Zeichen, wenn wir gedankenlos diese Tage durchleben, als ob nichts passiert wäre.

 

Eines müssen wir sicher sein: Vor 2000 Jahren ist Christus durch die Tage des Leidens und Todes gegangen, damit wir in unserer Situation - wie heuer – nicht hoffnungslos und enttäuscht in die Zukunft sehen. Mit Christus gehen wir nun der Auferstehung entgegen, dem Fest der Freude, des Lebens, der Hoffnung.       

 

Ich wünsche Ihnen ein tiefes Miterleben dieser Tage der Karwoche und ein Auferstehen zu neuem Leben mit Gott am Ostersonntag.

 

 

Und kurze Info: die Technik macht es möglich, dass wir über ein anderes Medium am Gottesdienst teilhaben können – nutzen wir diese Angebote.