5. Fastensonntag
„Lazarus – komm heraus“.

Wir feiern heute schon den 5. Fastensonntag. Wir sind auf dem Weg Ostern entgegen. Leider werden wir dieses Fest heuer anders feiern müssen als sonst. Was bis jetzt für uns immer selbstverständlich war die Gesundheit, die Freiheit, dorthin zu gehen, wo man möchte, die finanzielle Absicherung, die Ausübung eines Jobs, den man gerne macht – all das ist nicht mehr selbstverständlich.

Wir sind tagtäglich sehr besorgt, wenn wir sehen oder lesen, was bei uns und in der Welt aktuell passiert - Tod, Leid, Verzweiflung. Als Antwort auf unsere Sorgen und Ängste hören wir im heutigen Evangelium von der Auferweckung des Lazarus. Der Tote lebt, können wir uns eine bessere Nachricht vorstellen als diese Botschaft?

 + Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes

In jener Zeit sandten die Schwestern des Lazarus Jesus die Nachricht:
Herr, dein Freund ist krank. Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.

Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

Jesus war im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet?
Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus.  Er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war.
Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag.

Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast.

Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus. Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus

Das Neue Testament wurde vor zwei tausend Jahren geschrieben.  Jemand kann sagen, was kann da für uns Menschen in der Gegenwart aktuell sein? Das ist das Besondere an diesem Buch: Diese Texte sprechen uns an, je nach dem, was wir in unserem Leben erfahren. Und so ist es mit dem heutigen Evangelium von der Auferweckung des Lazarus. Ich habe dieses Evangelium tausende Mal gelesen. Aber nie hat sie mich so berührt wie heuer. Vor allem die Worte Jesu: „Lazarus, komm heraus.“

 „Komm heraus“ diese Worte sagt Jesus persönlich zu jeder und jedem von uns.
In dieser schwierigen Zeit haben viele von uns sich in verschiedenen Gräbern versteckt: Gräber der Angst, der Verzweiflung, der Resignation. Wahrscheinlich denken wir darüber nach, was mache ich, wenn ich oder jemand von meiner Familie erkrankt? Was mache ich, wenn ich meine Arbeit verliere. Wovon werden wir leben?

Das sind unsere aktuellen Gräber. Und aus diesen Gräbern will uns Jesus herausholen, er will uns frei machen, noch mehr, er will uns heilen, er will uns das Leben schenken, das Leben ohne Angst.

 Wie kann er das machen? Auf diese Frage kann ich nicht antworten. Aber haben die, die mit Jesus zum Grab des Lazarus gekommen sind, überhaupt gedacht, dass er ihn auferweckt, dass ein 4 Tage toter Mann wieder leben wird?

Jesus kann für uns mehr machen, als wir erwarten können, als wir träumen können. Wir müssen nur Vertrauen in ihn haben, und wir müssen ihm erlauben in unserem Leben zu wirken.  Vertrauen wir Jesus, er steht vor unserem Grab und ruft „komm heraus“.