Gründonnerstag 2020

Heute, am Gründonnerstag treten wir ein in die Feier des Leidens, des Sterbens und der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus.

Wie ich gehört habe – gab es früher am Gründonnerstag oft Spinat zum Essen. So meinten manche, dass der Name Gründonnerstag von der Farbe des Essens kommen muss.  Aber die Bedeutung dieses Tages und sein Name kommen nicht von der Farbe Grün. Gründonnerstag erinnert nämlich an das Abschiedsmahl Jesu mit seinen Freunden. Der Karfreitag steht vor der Tür. Daher auch der Name Gründonnerstag kommt vom mittel-hochdeutschen Wort „grinen“ übersetzt: „weinen, klagen“. Der heutige Tag stellt uns vor Augen, was Jesus angesichts seines nahen Todes gesagt und getan hat. Anstatt in die Wüste zu fliehen und sich vor dem tödlichen Zugriff zu retten, feiert Jesus zum letzten Mal mit seinen Jüngern.

 

Evangelium Joh 13, 1–15

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.

Es war vor dem Paschafest Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war,
um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung. Es fand ein Mahl statt und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskáriot, schon ins Herz gegeben, ihn auszuliefern. Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch.
Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.
Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Jesus sagte zu ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht;
doch später wirst du es begreifen. Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche,
hast du keinen Anteil an mir. Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. Jesus sagte zu ihm:
Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle. Er wusste nämlich, wer ihn ausliefern würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein. Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.

Evangelium unseres Herrn Jesus Christus

 

Dankbar für die Sakramente der Eucharistie und Priesterschaft

 

Am Gründonnerstag setzte Jesus zwei Sakramente ein: Das erste ist das Sakrament der Eucharistie von dem er über Brot und Wein gesagt hat; „das ist mein Leib, das ist mein Blut.“ Das zweite ist das Sakrament der Priesterschaft, das mit den Worten: „tut das zu meinem Gedächtnis“ gegründet wurde.

 

Das Sakrament der Eucharistie ist das Zentrum unseres christlichen Glaubens und Mittelpunkt des kirchlichen Lebens. Das ist das kostbare Geschenk Gottes an uns Menschen.  Konnten wir uns vorstellen, dass die Zeit kommt, dass wir an der Hl. Messe nicht teilnehmen dürfen? Dass wir auf die kostbare eucharistische Speise verzichten müssen?

 

Das ist für uns ein Schock. Vielleicht kommen jetzt aber bei einigen zumindest die Fragen: haben wir die Eucharistie nicht zu leicht behandelt, zu gewöhnlich. Vielleicht war sie für uns sogar wie eine Belastung, wenn die Hl. Messe z.B. zu lange gedauert hat, oder wenn wir uns geärgert haben, weil der Priester manche Worte gesagt hat, die uns nicht gefallen haben. 

 

Das gilt nicht nur für euch, das gilt auch für uns Priester. Wir müssen uns auch auf die Brust schlagen und bekennen, dass auch für uns die Eucharistie eine Routine geworden ist. Wie oft habe ich die Hl. Messe ohne Nachdenklichkeit gefeiert und schnell, weil ich in einer Stunde schon die nächste Hl. Messe feiern musste.

 

Jetzt haben wir die Zeit bekommen, die uns zwingt zu überlegen, welche Bedeutung hat für uns die Eucharistie? Ist mir bewusst, dass ich mich in diesem Sakrament mit Gott treffen kann? Noch mehr, dass er zu mir kommen will, weil er mich durch seine göttliche Speise stärken will.

 

Das Sakrament des Priestertums ist aufgehängt auf zwei Angeln. Die erste ist die Verbindung mit Christus. Diese beginnt mit der Priesterweihe, aber dann muss sich der Priester bemühen, sie im alltäglichen Leben immer wieder zu erneuern, zu stärken. Die zweite Angel ist die Verbindung mit den Menschen. Ein Priester wird Priester nicht für sich allein. Er wird zu den Menschen gesandt. Das ist seine Berufung, seine Sendung; Gott zu den Menschen bringen und die Menschen zu Gott.

 

Bis jetzt war das natürlich nie ein Problem. Mehr oder weniger Menschen sind zu den Gottesdiensten immer wieder gekommen. Und jetzt feiere ich diese Hl. Messe mit vielleicht 6 Personen. Und jetzt spüre ich, was das bedeutet, wenn Menschen nicht da sind. Das ist für mich das Schmerzhafte in dieser Karwoche.

Das ich fast allein diese Hl. Messen feiern muss.

 

Das ist das tragische, das tut weh. Diese Situation sagt mir auch, Andreas, du sollst dankbar sein, für jeden Menschen, mit dem du die Eucharistie oder andere Sakramente feiern kannst. Du sollst dankbar sein, für jeden Menschen, der dich braucht. Es gibt kein Priestertum ohne Christus, aber das Priestertum ohne Menschen hat auch keinen Sinn.

 

Ich hoffe, dass diese schwierige Situation in uns allen die Sehnsucht erweckt, Sehnsucht nach Christus, Sehnsucht nach einer gemeinsamen Feier, Sehnsucht nach einer starker Verbindung mit Gott. Sehnsucht nach Leben, das uns Christus durch seine Auferstehung versprochen hat.